Mostindien ist eine scherzhafte Bezeichnung für den Kanton Thurgau in der Schweiz. Von Mostindien handelt dieser Blog. Finden wollen wir dabei vieles und nahrhaft soll es sein wie Härdäpfel (Kartoffeln). Woher stammt aber der Begriff Mostindien? Kreiert wurde der Begriff von einer humoristischen Tageszeitung namens „Postheiri“, die von 1845 bis 1675 existierte und für seine Sprachspiele bekannt war. So spielte er gerne mit Ortsnamen, welche er neu zusammensetzte und veränderte. Im Laufe der Zeit wurde so eine Nomenklatur aufgebaut, die vielschichtig und oft verwirrend war, auf alle Fälle aber für viel Belustigung seiner Leser sorgte. Die Fabuliersucht der Redakteure führte dazu, dass 1854/55 ein kompletter Katalog erschien, der diese neugebauten Namen verzeichnete. Darin konnte man etwa Honolulu (für Solothurn), tunesisch (für „aus Thun“), Kulturkanton (für Aargau), Cairo (für Chur), Mostschweiz (für die Ostschweiz) oder unser Mostindien finden. Konseuenterweise wurde der Bodensee „Mostindisches Meer“ genannt.

Der Name „Mostindien“ findet sich erstmals auf einer Karikatur im Postheiri aus dem Jahr 1853. Es war die Zeit der Planungen und des Ausbaus von Eisenbahnstrecken in der Nordostschweiz, nachdem 1847 die deutsche Eisenbahn Friedrichshafen am Bodensee erreicht hatte. Der Eisenbahnprospekteur steht am Bodensee und blickt Richtung des Kantons Thurgau, der hier als eine Mostbirne mit der Aufschrift Most – India dargestellt wird. Offenbar war der Thurgauer ein bekannter Mosttrinker, der gerne dem weit bekannten Berimost bekannt war. Darauf hatte mich offenbar meine schweizer Begleiterin hingewiesen, als wir die Felder mit Obstbäumen entlang fuhren. Birnen und Äpfel werden im Thurgau in grossen Menge zur Mostgewinnung angebaut, auch heute noch. Der Name wird bis heute allgemein verstanden. Aber Mostindien hat weniger mit Indien zu tun, sondern setzt einfach ein M vor die Grossregion Ostindien. Entsprechend verhunzt haben die Redakteure der Zeitung auch Goethe, indem sie seine bekannten Verse missbrauchten. So hiess es etwa: «Kennst du das Land, wo hoch der Birnbaum spriesst, wo trüb der Most unter der Trotte fliesst?»

Wir aber gedenken durch die Wahl des Namens auch jener denkwürdigen Autofahrt in der Umgebung Wils vor vielen Jahren. Stolz hatte meine Begleiterin auf die vielen Obstplantagen gezeigt und mit Schmunzeln bemerkt: „Das ist Mostindien!“ Zugewandtheit und ironische Distanz sollen auch diesen Blog kennzeichnen.

Recherche:

  • Schweizerisches Idiotikon, abgerufen am 9. Februar 2021. Stichwort: Mostindien