
war der Name meines ersten Blogs, das ich führte. Gerne entspreche ich somit einer Aufforderung von Jules van der Ley, ein wenig Bloggeschichte zu betreiben.
Ich begann mit sauseschritt im Jahr 2003 auf einer österreichischen Plattform, die damals gerade en vogue war: antville bzw. seinem Ableger twoday.net, die beide bis heute überlebt haben. Fasziniert hat mich dabei die Idee des microblogging, das damals gerade in seinen Kinderschuhen steckte und die damals elendslangen und selbstbezogenen Weblog-Einträge auf eine knackige Kurzform zu bringen versuchte. Damit konnte man auch eine grössere Frequenz seiner Einträge erreichen. Man schrieb sich in aller Kürze frei und war häufiger präsent. Man bekam Lust am schnellen Entwurf und den vielsagenden Kurzformulierungen. Lange Reden war unsere Sache nicht. In der Kürze sollte die Würze liegen, man war cool und flott. Eine neue Internet Generation sollte sich ankündigen. Dass diese Form des raschen Schreibens die Vorstufe zu den Sozialen Medien von heute sein würde, wirkt im Rückblick nur zwingend. Man versteht ihren Erfolg viel besser. Twitter sollte ja erst 2006 geboren werden.
Meine Entscheidung mich dem Microblogging zu widmen, hing auch mit meinem damaligen Lebensstil zusammen. Ich war ständig auf Reisen und hatte für die Dauer von drei Jahren meinen Wohnsitz von Wien nach Paris verlegt (2005-2008): von den beruflichen Reisen in Europa, Asien und Lateinamerika und den für mich dabei prägenden Eindrücken wollte ich berichten: mit jener Hektik im Schreiben, die auch meine Reisen prägten. Eins, zwei drei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit, hat einst Wilhelm Busch gereimt. Das war die Idee zu diesem Blog, das sich auch im Titel wiederspiegelt.
Ich begann relativ konsequent: mein erster Post beinhaltete 6 Bilder aus der Vojvodina, die nur mit kurzen Bildunterschriften versehen waren. Fotografiert habe ich damals mit einer kleinen digitalen Kamera, die ich auf meinen Reisen ständig mit mir führte. Von unterwegs Bloggen, das war berauschend. Die beiden Kommentare unter diesem Posting bezogen sich auf die Bombardierung Serbiens durch die US Luftwaffe im Jahr 1999: die Balkankriege sollten mein ständiger Begleiter auf diesem Blog bleiben. Der Kommentator Rocker Mur ebenso.
Freilich, bald schlichen sich längere Textpassagen in meine Beiträge ein. Der Anspruch auf Kürze blieb aber weiterhin erhalten. Als ich Jahre später mich auf Twitter versuchte, wusste ich: die Begrenzung auf 140 Zeichen ist mir nun wirklich zu kurz. Sprache braucht die Möglichkeit zur Erklärung, das wusste ich von nun an.
Fünf Jahre habe ich diesen Blog geführt, sehr zu meinem Vergnügen. Auf meine „Follower“ war ich stolz. Gerne stöbere ich heute noch in meinem travelogue und lasse alte Zeiten aufleben oder bin erstaunt, was ich den alles gesehen, geschrieben und gedacht habe und nicht mehr erinnern kann.
Mit dem Bloggen habe ich freilich nie so richtig aufgehört. Mein nächster ernstzunehmender Versuch war ein Blog namens tinderness, den ich 2013 begann und noch bis heute führe. Es war thematisch angelegt und sollte sich mit den Themen Natur, Wildnis und Naturreligion auseinandersetzen. Allerdings waren meine Einträge zu divers als dass ich sie unter diesen Überschriften hätte konsequent führen können. Ich wählte deshalb einen neuen Untertitel, der offener war: Altmodisches Zettelwerk. Abgelegt habe ich dort auch meine Erfahrungen mit COVID-19.
Das scheint offenbar das Schicksal all meiner Blogbemühungen zu sein: sie laufen alle thematisch aus dem Ruder. Neue Lebensphasen, neue Interessen, neue Themen, neue Zeit. Derzeit schreibe ich hauptsächlich an meinem Mostindien – Blog und meine Einträge sind wieder sehr lang geworden. Gut Ding braucht Weile und gute Artikel ihre Buchstaben! Ich habe nun auch genügend Zeit dafür. Wandernd erschreibe ich mir die Welt.
Danke für diesen Einblick in deine Bloggeschichte.
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Interessante Bloggeschichte 😊
Mir scheint, dein Antrieb ist dem meinen nicht unähnlich – wir finden ziemlich viel ziemlich spannend.
Was mich anbelangt, so war das in meinem Leben schon immer ein kleines Problem – und mein Blog hilft mir in dieser Hinsicht. Auch wenn meine Beiträge von Thema zu Thema hüpfen – es finden sich immer Leser, die das Eine oder das Andere interessant finden.
Im echten Leben kann das schon mal schwierig werden.
Hier tob ich mich aus 🤓
Gleichzeitig bin ich gezwungen, darauf zu achten, nicht allzu sehr auszuschweifen. Es wird sonst zu lang.
In diesem Sinne
fröhliches Bloggen wünscht
Sabine vom 🕷 🕸
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Toller Blogbeitrag! Ich war früher auch auf twoday.net – und ich frage mich, ob wir uns damals verpasst haben, oder ob ich Dich unter einem anderen Namen gekannt habe. Mikroblogging war freilich meine Sache nie 🙂
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moncay war mein name bzw. sauseschritt 🙂
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Hmmm, ich erinnere mich vage, aber nur sehr vage. Schade. Nun, wir haben uns jetzt gefunden 🙂
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