
Muß man mit Vergnügen hören.
Daß dies mit Verstand geschah
War Herr Lehrer Lämpel da.
Max und Moritz, diese beiden,
Mochten ihn darum nicht leiden.
Denn wer böse Streiche macht,
Gibt nicht auf den Lehrer acht.
Rausgestürzt ist Greta Thunberg vor kurzem aus einem Konferenzssal der COP26, hat zornig „This is Greenwashing!!“ gerufen und den Moderator, der sich eigentlich diplomatisch gemessen von ihr verabschieden wollte, verdutzt im „Grünen Regen“ seiner salbungsvollen Worte stehen gelassen. Im Auditorium standen auch mehrere Jugendliche, die Schilder hochhielten, welche die Aufschrift trugen: „Your Task Force is a Scam!“ (Eure Task Force ist Betrug!). Gegen das Greenwashing protestiert haben in Glasglow auch auch zahlreiche andere junge und alte KlimaaktivistInnen, welche damit der Verlogenheit der grossen Umweltzerstörer eine Stimme entgegensetzen wollten. Die Jugendlichen und ihre erwachsenen MitgefährtInnen sind weder diplomatisch noch höflich: sie haben verantwortungsloses Verhalten als das benannt, was es ist: widerwärtiges Greenwashing.
Doch das Reden von „Greenwashing“ ist nicht bloss eine plumpe Behauptung von wütenden Jugendlichen, die sich um ihre Zukunft betrogen fühlen und vom „Blah, Blah, Blah“ der CEOs der grossen Konzerne, verantwortungsloser Politiker, verbogener Diplomaten und anderer UnverantwortlichkeitsträgerInnen distanzieren. Greenwashing ist zum Terminus Technicus geworden, zur Terminologie im Klimadiskurs, zum zentralen Angelpunkt der Desinformation des gutmeinenden Teils der Öffentlichkeit. Greenwashing ist ein Vorwurf, jener der vorsätzlichen und gefährlichenTäuschung. Belogen, enttäuscht und hinters Licht geführt zu werden, das macht wütend, insbesondere dann, wenn die eigene Zukunft aufs Spiel gesetzt wird. Es geht bei weitem nicht nur um eine Klimakonferenz, sondern um die alles beherrschende globale Desinformation.

Dass dieser Befund stimmt, darauf weist auch die überaus starke Präsenz der Lobbyisten der Kohle-, Gas- und Erdölindustrie hin, welche die grösste Delegation (mit mehr als 500 Delegierten) auf der COP26 stellt, um den Schutz der fossilen Energieträger, nicht aber der Zukunft unserer Erde abzusichern. Warum, so fragt man sich schon, werden diese überhaupt zugelassen? Will man so den Teufel mit dem Beelzebub austreiben? Die Einladungspolitik der COP26 ist ungefähr so, als wäre zu Gesundheitskongressen auch die Tabak- und Alkoholindustrie zugelassen.
Weltweit hat sich Greenwashing angesichts der Aufrechterhaltung des ökonomischen und politischen Status Quo als unfeines, betrügerisches aber durchaus praktikables Instrument erwiesen. Definiert wird es laut Wikipedia als „eine kritische Bezeichnung für PR-Methoden, die darauf zielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungs-bewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt.“ Lügen und Verschleiern also, was das Zeug hält. Über den Mechanismus des Greenwashing hat Geraldine Viret ein auf den ersten Blick eine amüsante Verhaltensanweisung für Lobbyisten gegeben. Beim Lesen jedoch bleibt einem das Lachen im Halse stecken:
Wenn Ihr Geschäftsmodell darin besteht, Brände zu legen, dann ändern Sie nichts oder kaum etwas daran. Verkleiden Sie sich einfach als Feuerwehrmann und giessen Sie ein paar Tropfen auf das Feuer, das Sie zu Ihrem eigenen Vergnügen (oder Gewinn) angefacht haben. Und vergessen Sie dabei nicht, ein offenes Ohr für die Anliegen der Leute zu haben, „Propaganda“ zu schreien, wenn es nötig ist, sich offen zu zeigen für den Dialog, die Welt zu ernähren und, wenn sich die Gelegenheit bietet, mit NGOs anzustossen. Prost!
https://www.publiceye.ch/de/standpunkte/wefooltheworld
Greenwashing, das ist einer der neuen Begriffe, die uns die Klimakrise beschert haben und der auch darauf hinweist, wie sehr man in den diversen Unternehmen, Interessensverbänden und in der Politik darauf setzt, die ohnehin schwache öffentliche Ratio der öffentlichen Meinung mit leeren Phrasen oder falschen Behauptungen noch mehr zu unterspülen. Das funktioniert recht gut, aber nicht mehr so ganz nahtlos wie noch vor wenigen Jahren. Den Jugendlichen reicht es, und sie sind es auch, die besonders betroffen sind. Da wird man keine Höflichkeit erwarten können. Und weil die Wahrheit manchen Eltern, Lehrern und Erziehungsberechtigten Weh tut, holen sie gleich zum Gegenschlag aus und warnen davor, Hass auf die Politiker zu schüren. Aber, wenn die eigene Zukunft in Scherben vor einem liegt, darf man wohl Ignoranz und Verlogenheit noch ein wenig hassen dürfen.

Und die Wissenschaft vermehren
Wer soll nun für Lämpel leiten
Seine Amtestätigkeiten
Woraus soll der Lehrer rauchen,
Wenn die Pfeife nicht zu brauchen?
Bevor`s nun bei Lehrer Lämpel oder COP26 brennt, stelle ich auch gern ein paar Seiten Löschpapier zur Verfügung.
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Das Interessante beim „modernen“ Lehrer Lämpel ist wohl, dass er sich das Schiesspulver selbst in die Pfeife gestopft hat und Max und Moritz ihn davor retten. So geht das nun gar nicht!
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Willfährig kriecht die Politik
der Wirtschaft in den Arsch hinein:
Wer zahlt, für den spielt die Musik,
so war’s und so wird’s immer sein.
Es reimt, das weiß man allemal,
sich »Politik« nicht auf »Moral«:
»Die Politik ist eine Hur’«,
das wusste einst schon Epikur.
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Ein neues Paradigma des Lebens brauchen wir halt: und da wird eine „neue“ Wirtschaft wohl zu beteiligen sein. Die Schwäche der Demokratie wird wohl oder übel zu überwinden sein. Zweckoptimismus ist gefragt, bei aller Destruktivität unserer Alltagsroutinen.
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