Filmplakat Debris von John Bolton

Mein Schreiben hat mich zu den Folgen jenes Tsunami geführt, der durch das Erdbeben von Tohoku im Jahr 2011 ausgelöst wurde. Der Tsunami forderte 20.000 Todesopfer und zerstörte 400.000 Gebäude. 500 Quadratkilometer der japanischen Pazifikküste wurde überschwemmt. Die Reaktorkatastrophe von Fukushima war nur eine, aber die schwerste Folge der auf das japanische Festland eintreffenden Flutwelle.

Wo aber blieben die ins Meer geschwemmten Trümmer ab? Manche wurden ans andere Pazifikufer getrieben, genauer gesagt an die Küste von Vancouver Island in Kanada. An diesem Ufer lebt ein Mann namens Pete Clarkson, dessen Bemühungen um eine künstlerische Verarbeitung der Ereignisse der fünfzehnminütige Film von John Bolton aus dem Jahr 2015 schildert.

Nine months later, Clarkson began noticing that some the objects washing up nearby, including large plastic kerosene containers and floats, could be traced back to Japan. Later, even more intimate and personal objects began to arrive, including pieces of family fishing boats and traditional Japanese dining tables. He soon realised that each of these objects – and likely some of the people who once valued them – had been swallowed by the sea.

Filmbeschreibung auf Psyche

Er gibt einen beeindruckenden Bericht von einem Land Art Projekt, dessen Materialien in mühevoller Kleinarbeit am Strand geschaffen wurde. Ein weiteres Land Art Projekt, diesmal nicht museal „geadelt“, sondern eingebettet in einem Botanischen Garten in Tolfino und geschaffen von einem Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Tsunami in Form einer riesigen Welle künstlerisch zu verarbeiten. Regelmässig wandert er deshalb die Strände entlang und sucht nach Material aus dem Fundus des Schwemmguts (Debris).

Müllsammeln an der Meeresküste, könnte man es despektierlich nennen, wäre es nicht eine ästhetische Anstrengung und wäre da nicht die Leidenschaft, die riesige Welle eines Tsunamis zu symbolisieren, welcher die Teile an die Ufer Kandas angeschwemmt hatte. Auch eine Art Gedenken und Teil einer Erinnerungskultur einer anderen Art in einer geschichtsvergessenen Welt, die von einem Ereignis zum anderen hastet, ohne die Chance, das Vergangene adäquat verarbeiten zu können. Also spürt Pete Clarkson dem Treibgut an der Küste von Vancouver Island nach. Es ist beeindruckend vielfältig und gross: Alte, noch in Handarbeit geschnitzte Balken, Schiffsteile, Fischernetze, Bojen, Kisten aus Plastik, und und und. Auf seinem „Beachcomber – Blog“ kann man sich von der Vielfalt des Debris, aber auch von der Vielschichtigkeit seiner Bemühungen überzeugen. Darin schreibt er:

Working with found objects provides me with a multitude of stories. There’s the object’s history – who it’s come into contact with and what purpose it’s served. It’s journey – where it was going and what it was intended for. The environmental story and it’s interaction with the ocean. The artist’s story – what it means to me and why I chose to use it. Finally, there’s the viewer’s story, and how it relates to their experience.

Peter Clarksen: Beachcomber Blog

Der Film ist in voller Länge auf Psyche abrufbar.