
# Anspruchsdenken, engl.: Entitlement: Begriff der Psychologie. Menschen mit hohem Anspruchsdenken gehen von der Überzeugung aus, Besseres als Andere verdient zu haben. Eine Art Selbstüberhöhung, führt aufgrund überzogener Ansprüche und unmässigen Forderungen oft zu Frustration, Enttäuschung und Wut. Mündet aufgrund niedriger Frustrationstoleranz meist in Jammern auf hohem Niveau. Ein Verhalten, das sich meist mit Narzismus paart und von fehlender Empathie für Andere geprägt ist.
Scheinbar gedacht wird viel in letzter Zeit. Da sind die Querdenker, die Gefühlsdenker, die Anspruchsdenker. Nur, mit denken hat dies alles recht wenig zu tun.
Wer kennt es nicht, das Jammern auf hohem Niveau, mit der vom Staat, vom Schulwesen, vom Beruf und vom Partner Dinge gefordert werden, die völlig überzogen und unrealistisch sind? Sind wir denn nicht alle von solchen Menschen mit Überanspruch umgeben? Konfrontiert mit diesen Menschen begreift man schmerzlich, dass man selbst ein wenig zu bescheiden und einfach gestrickt ist. Man sollte mehr Selbstbewusstsein und Selbstliebe entwickeln. Hat man das alles, was unser Gegenüber ins Feld führt, denn nicht auch selbst mehr als verdient? Sollte man denn auch nicht für sich selbst ein MEHR, überhaupt das Beste fordern?
So schrauben sich die Ansprüche in Gesellschaften zu einem System narzisstischer Verhaltensweisen hoch, die völlig an den bestehenden Realitäten vorbeigehen. Bescheidenheit mag zwar eine Zier sein, wir aber schmücken uns mit dem Ornat der vom Leben besonders Bevorzugten. „Mia san Mia“ (Wir sind wir!), heisst das in Wien. Das persönliche Glück wird zum Grundrecht, das es ständig einzulösen, zu erkämpfen und zu verteidigen gilt. Wir sind als Erste da, wenn es etwas zu fordern gibt, wir drängeln vor, wir erheben empört unsere Stimme, wir pudeln uns auf, wir quieken enttäuscht und gekränkt, wir werden zu WutbürgerInnen. Tatsächlich sind wir zu einem Volk von verwöhnten Egomanen geworden, die in ihren unrealistischen Ansprüchen ertrinken und letzten Endes zu verbitterten Einzelgängern verkommen. Denn was hätte die Gesellschaft denn nicht alles gut an uns zu machen!
Über das Anspruchsdenken schreibt Juli Zeh in ihrem Roman „Über Menschen“ (Luchterhand Verlag, 2021): „Entitlement führt ins Dauerkrisengefühl. Weil man niemals bekommt, was man will. Weil Anspruchsdenken nicht befriedigt werden kann. Auf die Dauerkrise folgt dann der Apokalypse Verdacht.“
Mehr braucht man nicht zu wissen.
Glossarverzeichnis: Einführung ins Glossar # Street Credibility # Microgreens # Plastification # Querdenken
Mir fällt da der frühe Belmondo ein, der in einem Film einen rastlosen Unternehmer und Umtriebigen spielte. Am besten nahtlos und ohne Verzug ein neues Geschäft, eine neue Unternehmung, was auch immer. Zwischendurch wurde denm Umtriebigen etwas übel, doch bald schaltete er den Turbo wieder hoch.
Plötzlich war die Leinwand schwarz, für viele Sekunden…dann trug man den Akteur hinaus, fürs Herz war es einfach zu viel.
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Sehr spannend! Weisst du noch, wie der Film heisst?
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Den hatte ich schon mal versucht zu recherchieren…aber ich versuchs noch mal. 😀
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Wie es Joachim schrieb, überstehen jetzt Fizzelchen, obwohl sie zu kein sind, Kälte .
Wir Menschen schleppen zuviel neuronalen Ballast herum..mit dem wir in höchste Höhen aber auch abgrundige Tiefen steigen können.
Eigentlich gibt es in der Natur doch keinen Luxus?!
Oder habe ich da was falsch verstanden? 😉
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