
Mit diesem Posting werde ich meine Serie über die Rauhnächte abschliessen. Bei Weitem ist nicht alles gesagt, was ich hätte sagen wollen. Viele der Materialien, die mich in den letzten vierzehn Tagen beschäftigt haben, liegen noch in meinem Arbeitsbereich herum. Aufräumen, wieder mal, auch gedanklich.
- Da ist zunächst eine auf 13 Seiten schlank und spannend erzählte Geschichte über das blutige Tomerl von Mae Ludwig in einer 2021 erschienenen Anthologie Dunkle Nächte, stade Zeit. (2021). Kurz erinnert: Eine Veganerin aus Hamburg, die ihre Verwandten in der Provinz besucht, Hantieren mit toten Tieren in der Metzgerei, ekelerregender Verzehr von Fleisch, die Provinz im Alpenvorland, in der Verwandte wohnen. Daneben ein grüner Jägersmann, der beim Ausnehmen eines Rehs überrascht wird und natürlich die Thomasnacht, in welcher der Blutige Tomerl grausam seinem Handwerk nachgeht. Ob ein Beil oder ein Hammer oder ein Messer das grausame Werk erledigt, bleibt unentschieden. Wahrscheinlich hat man von Thor noch nichts gehört. Offen bleibt bis zuletzt, wer Thamerl mit dem Hammer ist und warum drei, ja, drei (!) Leichen benötigt werden, um das Werk und die Geschichte zu vollenden.
- Drei: Da sind drei sgn. Sachbücher zur Rauhnacht, die ich im Buchregal gefunden habe, die ich aber unbesprochen wieder zurückgeordnet habe; nach kurzem Hineinblättern habe ich beschlossen, dass sie sich die Mühe gründlicher Lektüre nicht lohnt, weil die Bücher bloss die Klischees wiederholen, die ohnehin überall zu lesen sind. Lifestyle-Bücher eben, für den schnellen Konsum der scheinbar Gebildeten produziert. Die Namen der Bücher werden aus Diskretion an dieser Stelle nicht preisgegeben.
- Gestehen muss ich, dass ich auch einen Krimi gelesen habe, mit dem Titel Rauhnächte von Carmen Mayer (2015). Selten habe ich mich so gelangweilt wie bei diesem biederfraumässig geschriebenen Machwerk deutscher Provenienz. Ich gestehe, ich habe gefehlt! Kaum erinnere ich mich noch daran: Da wird eine alte Frau erschlagen auf ihrem Hof aufgefunden, eine Schlinge um den Hals. Das Volk munkelt: als Waldfrau habe sie mit den Tieren gesprochen! So etwas passiere eben in den Rauhnächten! Die Polizei weiss indes nicht, was eine Rauhnacht sein soll. Ach ja, das quälende Liebesleben des Kommissars wäre noch zu erwähnen. *Cringe*
- Und dann noch die Arbeit an einer riesigen Zeichnung, in der ich mit Blick auf das Jahr 2022 die (noch unbekannte und nicht erwähnte) unterirdische Vernetztheit unserer Welt darstellen wollte: ein riesiges Pilz-Zentangle soll dies werden und eine Art Hommage an Fantastic Fungi, dem derzeitige Heuler von Nature Writing and Screening. Das werde ich wohl nicht aufgeben wollen und immer wieder davon auf diesem Blog berichten.
- Apropos Pilze: Christian Rätsch hat eines geschrieben, das sich Abgründige Weihnachten. Die wahre Geschichte eines ganz und gar unheiligen Festes, (2014) nennt und eine Brücke baut zwischen Weihnacht und Fliegenpilz, also auch rauhnachtverdächtig zu sein scheint. Es fällt mir schwer, dieses ungelesen zurückzulegen, vielleicht darf ichs ja in Zukunft unter dem Thema „Pilze“ den LeserInnen unterschieben. Lassen Sie sich überraschen.
- Vielleicht auch um die Arbeit an der Rauhnacht ein wenig ausklingen zu lassen, nehme ich gerade an einer Leserunde zu Thomas Manns Spätwerk Dr. Faustus teil. Seit Jahrzehnten wieder Thomas Mann lesen: wie schön und spannend! Viel Dämonisches, Irrationales und politisch Brandgefährliches gibt es dabei zu entdecken:typische Bürgerlichkeit also. Wer mag, kann ja an geeigneter Stelle mitlesen. Wir sind noch am Anfang des Romans. Von Rauhnacht ist bislang noch nichts zu lesen. Ich brauche also kein schlechtes Gewissen haben.
Das wars dann mit der Serie über die Rauhnächte. Auf jeden Fall recht herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Mir hat es Spass gemacht.
Rauhnacht:
Der blutige Tomerl * Das Wilde Heer * Über Rauhnächte * Pamelot * Autochthone Exotismen * Percht und Hexenfluch * Resteverwertung
Das hört sich nach fleißiger Lektüre an. Ich dagegen habe weder im Internet gelesen noch in ein Buch geschaut, daher die umfangreiche Betrachtung der Rauhnächte leider nicht verfolgen können. Doch die Schreib- und Lektürepause brachte Muße und ließ wieder eigene Gedanken zu.
LikeGefällt 1 Person
So soll es auch sein, die Musse ist die natürliche Gegenspielerin der (manchmal auch manischen) Betriebsamkeit. Lassen wir es langsam angehen, oder auch krachen auf unseren Blogs. Ich freue mich auf 2022!
LikeGefällt 2 Personen