# Philosophische Praxis: Eine professionell betriebene Lebensberatung, die in einem speziell dafür bereitgestellten Setting (Raum, Zeit, Methodik) von einem/einer Philosophen/Philosophin angeboten wird. Versteht sich neben der medizinischen oder therapeutischen Praxis als eine Beratungsform in der eine am philosophischen Denken fokussierte Orientierung mit den KlientInnen erarbeitet wird, orientiert an der existentiellen Grundfrage, wie ein gutes Leben gelebt werden kann. Philosophische Praxis kann entweder in der Form eines Philosophischen Cafés, als philosophische Praxis für Einzelpersonen bzw. Unternehmen oder als Philosophie für Kinder angeboten werden. 

Ein Interview mit dem emeritierten Wiener Philosophen, Alfred Pfabigan brachte mich auf die Spur der „Philosophischen Praxis“. Er hat nicht nur ein Buch darüber geschrieben, sondern führt in Wien auch eine Praxis, in der er mit seinen Klient:innen ausführliche Gespräche über Sinnfragen des Lebens in dieser Welt führt. Philosophische Praxen boomen in den letzten Jahren. Nach dem Psychoboom der letzten Jahrzehnte ist das meiner Ansicht nach eine sehr erfrischende Therapieform, andrerseits scheint nach der Verzopftheit des akademischen Philosophiediskurses die Philosophie wieder zu sich selbst gekommen zu sein: also zum Menschen und zu seiner praktischen Lebensführung. Im Mittelpunkt stehen wohl grundsätzlich die vier berühmten Fragen, die Immanuel Kant einst gestellt hat: (1) Was kann ich wissen? (2) Was soll ich tun? (2) Was darf ich hoffen? (4) Was ist der Mensch?

Ein Reflex auf die vorhersehbaren Katastrophen unserer Welt kann also nicht nur in seiner emotionalen Orientierungslosigkeit bestehen, sondern auch in dem Versuch, die Schieflage der Welt mit Denken zu durchdringen und sie sich erklärbar (und damit auch ein Stück steuerbarer) zu machen. Denn noch in keiner Epoche vor uns ist das Leben in dieser Welt des Anthropozäns so prekär geworden. Lebenspraktisches Denken ist ohnehin aus den Selbstversuchen der Menschen entschwunden, wie flüchtiger Atem. Sie beschäftigen sich lieber mit esoterischen Selbstversuchen, selbstmitleidiger Emphase oder verschwörungstheoretischen Wunschwelten. Das Denken auch eine bestimmte Form und Methodik haben muss, ist in der Welt der selbstgebastelten Meinungen aus dem allgemeinen Bewusstsein verschwunden. Wollen wir die Welt doch zur Abwechslung mal wieder mit dem Denken durchdringen und daraus Handlungsanweisungen entwickeln. Wir täten gut daran.

Glossarverzeichnis:   Einführung ins Glossar # Street Credibility # Microgreens # Plastification # Querdenken # Anspruchsdenken # Betonmichi und SLAPP # Wellenbrecher # Alles gut # Denkpest # Wiederbelesung # Hopepunk # Comfort-Literatur # Philosophische Praxis