
# FoodstylinIn: Beruf, der Lebensmittel mittels bestimmter Techniken verschönert (d.h. verändert) und mittels Fotografie präsentiert. Geht von der Annahme aus, das sich unbehandelte Lebensmittel "nicht zum Fotografieren eignen". Die Aufgabe der FoodstylistInnen ist es hierbei, sie kameragerecht vorzubereiten, zu stylen. Wird vor allem in der Webefotografie verwendet, um beim Konsumenten Appetit auf ein Produkt zu erzeugen sowie Frische und Geschmack zu suggerieren. Die dabei verwendeten Arbeitsmittel reichen von den tatsächlichen Lebensmittel bis zu Glycerin, Holz, Gummi, Polystrol und Wachs. Nicht selten werden statt der originalen Lebensmittel auch sgn. Dummies verwendet.
Mit dem Beginn des Bilderzeitalters (das jenes des Lesens und Verstehens von Schrift fast schon abgelöst hat) entstand auch jener Beruf, von dem an dieser Stelle die Rede sein soll: Foodstyling! Wieder bewahrheitet sich einer dieser Sprüche, die mir immer schon aufgrund ihres Klischees auf die Nerven gehen: Man/frau isst mit den Augen! Und tatsächlich sieht auch das wunderbare Lieblingsessen, das einem der Lebenspartner mit viel Liebe auf den Tisch gezaubert hat, denkbar schlecht aus: man hat das jedenfalls schon sexier und ansprechender gesehen, ehrlich gesagt! – Man/frau vergleiche es nur mit den Bildchen, die wir unter der Rubrik Rezepte auf Pinterest gesammelt haben! Dieser Vergleich macht uns sicher.
Dabei ist der geliebte Mensch ein wahrer Künstler des Kochens, erfahren nicht nur in der richtigen Zubereitung der Gerichte sondern auch in der gefälligen Drapierung seines Kunstwerks auf dem abendlich geschmückten Esstisch. Aber derartige „Life Events“ (gemeint: das Abendessen, der Mittagstisch, das Frühstück), denen die Menschen seit Jahrhunderten gefrönt haben, sind ein matter Abglanz der aufwendig und in einem zeitintensiven Prozess aufgepeppten Rezeptebilder im Netz. Nicht dass es ein „richtiges“ oder „gutes“ Rezept sein muss, was uns im Internet begegnet, aber ästhetisch gelungen ist sein Bild allemal. Und genau dafür brauchen wir den neuen Beruf des Foodstylisten/der Foodstylistin!
Denn genauso wie wir in unseren neuen Kleidern so hemmungslos abstinken gegenüber einer entsprechenden Modefotografie, gammelt das Essen auf dem Tisch entsetzlich öde dahin, vergleicht man es mit dem Hochglanz-Kochbuch, Beide, Selbstbild und Kochprodukt sind der Augenlust des gegenüber abträglich: die Lust , die wir nie in die Realität spüren können, fehlt ganz entschieden. Am besten also die Augen zumachen und der Phantasie bzw. dem Geschmack nachspüren. Schwierige Genusszeiten sind das, in denen wir leben, ohne Zeifel.
Und bitte: nie das schnelle Handybild eines selbstgemachten Smoothies im ursprünglichen Zustand auf Instagram posten! Das ist definitiv ein No Go, schlecht fürs Image. Greifen sie vorher unbedingt zur Lebensmittelfarbe, dann wirds so richtig cool für ihre verwöhnten Follower.
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