
Gerne öffne ich die Pforten meines Textmuseums: einen virtuellen Ort, welchen ich mit Musse pflege und hin und wieder öffne für all jene, die die Kunst des konzentrierten Lesens und Verstehens noch beherrschen.
Diesmal stammt das Ausstellungsstück von Sarah Kirsch. Es ist aus dem Vorwort zu einem Band mit von ihr ausgewählten Werken von Annette Droste-Hülshoff entnommen. Sie bezieht sich in diesem Zitat auf Drostes Prosastück Ledwina.
Ich hatte diese Prosa niemals gelesen was mir nun zum Vorteil geriet weil alles zum besseren Zeitpunkt der aufgeschlossenen gerade weichgeklopften Seele an einem guten Orte sich auftuen konnte. Es bedeutet ja Glück und Stern haben wenn einem kein Kunstwerk zu falscher Zeit von ungeliebten Lehrmeistern aufgedrängt wird, wie es mit den sog. Schullesestoffen meistens geschieht daß man den Rest seines Lebens um erneute Unvoreingenommenheit sich schauerlich abquälen muß sie aber nur selten vorkehren kann.
Sarah Kirsch: Geschenk des Himmels. In: Annette von Droste-Hülshoff. Werke. Kiepenhauer & Witsch, 2018.